Saisonverlängerung in Jessenik (Tschechien)

Die Saison auf der Grambeker Heide ist am 25. Oktober  mit dem Abrüsten der Segelflugzeuge zu Ende gegangen.

Unsere Vereinsmitglieder Jan und Holger haben die Saison noch im tschechischen Altvatergebirge in Jessenik um zwei Wochen verlängert.

Die besondere geographische Lage ermöglicht gerade im Herbst bei einer Westströmung atemberaubende Flüge in Aufwinden, die dadurch entstehen, dass der Wind durch die Berge aufwärts gelenkt und dabei wellenförmig in Schwingungen gebracht wird.  (Weitere Infos zur Entstehung von Föhn und Wellenaufwind)

 Die Posts und Bilder der einzelnen Tage findet Ihr zusammengefasst hier:

Tag 1 : Der Tag war ganz gemütlich, ausschlafen, frühstücken, aufrüsten, fliegen, aber leider nur im schmalen Rotorband mit der Staubewölkung direkt vor der Nase. Highlight war eine Gruppe von Bussarden, welche zu 20 Stück gleichfalls im Rotor unterwegs waren. Die Aussichten für die nächsten Tage sind so la la…

 

Tag 2 : Am heutigen Sonntag war der Wind zu schwach, um eine Welle zu erzeugen. Das Alternativprogram war eine Wanderung zur Goldkuppe (Zlaty Chlum). Für Morgen etwas mehr Wind angesagt, aber vermutlich nur wieder Rotor fliegen. Das gute Wellenwetter lässt noch auf sich warten….

Tag 3 : Am Morgen waren wir eigentlich wieder auf Wandern eingestimmt, aber nach dem ersten Checkflug wurden 2 m/s Steigen gemeldet und anschließend waren viele Segelflieger mit Aufrüsten beschäftigt. Wegen der Hochdruckwetterlage ist der Wind ziemlich schwach, aber für 2.050 MSL hat es gereicht. Die Aussicht war wieder wunderschön und die meisten haben diese bis kurz vor Sonnenuntergang genossen.

Tag 4: Am Dienstag gab es wieder ein wenig Rotor mit Welle und die meisten Segelflieger nutzen die Chance bei strahlend blauen Himmel in die Luft zu kommen. Am Vormittag haben Holli und ich erst einen gemeinsamen Checkflug gemacht, d.h. hinter einer Zlin wurde wir zum Keprnik geschleppt. Das besondere bei starker Welle ist, dass der dritte Rotor über dem Platz steht. Auf dem Weg zur ersten Welle kann es im zweiten und ersten Rotor noch mal bockig werden, aber bei dem schwachen Wind war da heute nichts zu spüren. Nach ein paar Runden in der schwachen Welle sind wir wieder zurück zum Platz geflogen und haben uns aus der Luft noch mal die Außenlandewiese bei Bukovice angeschaut. Wer hätte gedacht, dass die Wiese am heutigen Tag noch mal von Interesse wird. Nach der Landung hat sich Holli mit LL in die Welle schleppen lassen. Björn mit XY und ich mit 51 mussten noch etwas warten, weil die Schleppmaschine noch tanken musste und anschließend wegen Windrichtungswechsel die Bahn geändert wurde. Also den Flieger zum anderen Bahnende ziehen und los gehts. Am Keprnik habe ich auch gleich Holli getroffen und nach ein paar Achtern wollte wir herausfinden, ob der Rotor / Welle auch am Praded funktioniert. Mit einem Nullschieber ging es vorwärts, kurz vor dem Praded ging es abwärts und der Weg zurück war nicht besser, weil wir jetzt zu tief waren für die Aufwindzone mussten wir ein paar Stockwerke tiefer fliegen. Wir entschieden uns zur Außenlandewiese Bukovice zu fliegen und versuchten dort noch einen rettenden Bart zu finden. Holli war mit seinen 150 GND schon zu tief und landet nach kurzer Zeit bei den Kühen. Ich hatte mit 51 noch 220 GND und konnte mich an der Hangkante festbeißen, d.h. 30 Minuten am Hang achtern bis der rettende Bart die letzten 100 Meter nach Hause brachte. Nach ca. 2,5 Stunden waren wir mit dem Segelflugzeuganhänger in Bukovice und haben LL abgerüstet und sind zurück zum Flugplatz gefahren. Ein interessanter Tag…

Tag 5: Wegen der besseren Vorhersage am Morgen gab es Heute einen Early Bird und wir sind um 06:00 aufgestanden, um die Segelflieger vor dem ersten Sonnenstrahl am Start zuhaben. Anschließend gab es erst die Körperpflege und das Frühstück, da der erste Startplatz heiß umkämpft ist. Allerdings war der Schlepppilot noch nicht wach und wir konnten in Ruhe frühstücken. Unser Schlepper war heute die Zlin 262 mit Einziehfahrwerk, dat Ding hat jeden Flieger mit 150 km/h und 2-3 m/s Steigen in die Welle gezogen. Trotz der Hochdruckwetterlage mit süd / südost Wind hatten wir Rotor mit Welle bis zu 2.300 MSL und konnten von Morgens bis Abends fliegen. Die Aussicht war wieder wunderbar, wir konnten die Hohe Tatra und das Riesengebirge sehen. Die ASW 24, ASW 20 und Duo Discus XT haben heute zusammen 12 Stunden 37 Minuten geflogen. Am Abend hatten wir noch eine kleine Einlage von zwei Saab JAS 39 Gripen, welche zweimal im tiefen Formationsflug durch das Tal gebrettert sind. Wir waren zum Glück schon unten, als die Flugvorstellung begann (-:

Tag 6: Heute gab es wieder Hochdruckwetter mit sonnigen Aussichten und Sonnenbrandgefahr… aber leider keine Welle. Den Tag nutzen wir zum Wandern und schnell waren wir eine kleine Gruppe von sechs Segelfliegern, welche den höchsten Berg im Altvatergebirge erstürmen wollten. Wir sind mit dem Auto bis zum Pass gefahren und von da ca. 10 km bis zum 1.491 hohen Praded gewandert. Für die Strecke hin haben wir ca. zwei Stunden gebraucht und am Gipfel gab es einen Ausgleich für den Flüssigkeitsverlust sowie ein kleines Süppchen. Zurück ging etwas schneller und nach 90 Minuten waren wir gerade am Parkplatz angekommen, als das Licht ausgeschaltet wurde. Verluste, nur die Wanderschuhe von Holli, jetzt Wanderschuhe a.D. Anschließend haben wir uns in Jessenik noch mit einem 300 gr. Steak belohnt, lecker, lecker, … jetzt im Koma…

Tag 7: Im Osten nichts Neues. Heute war der Himmel bedeckt und die Berge in Wolken versunken, deshalb haben wir es ganz gemütlich angehen lassen. Lange Schlafen, lange Frühstücken, lange nichts tun… Anschließend ein wenig am Rechner tippen, Zeitschriften lesen, Einkäufe erledigen, Mittagessen brutzeln, Geschirr abwaschen, Nickerchen machen, …. Am späten Mittag haben wir noch am Instrumentbrett der ASW 20 gebastelt, weil das Stauscheibenvariometer zuviel Knüppelthermik angezeigt hat. Laut der Vorhersage können wir für den Sonntag hoffen und Montag bis Mittwoch sollte die Welle wieder stehen. Wir warten geduldig ab…

Tag 8: Das Wetter war heute besser, aber keine Welle in Reichweite. Die Aussichten für Morgen sehen gut aus, weil der Wind bis Morgen auf Südwest drehen wird. In der Vorhersage steht die Welle schon ab 06:00 Uhr und wird im Tagesverlauf noch etwas besser werden. Guckst du: http://flymet.meteopress.cz/evlna1/?gmetyp=srzk&gmepic=32 …also wieder früh Aufstehen…

 

Tag 9: Heute gab es wieder ein Early Bird, um 06:00 Uhr haben wir angefangen die Segelflieger aufzurüsten und wir waren wieder die ersten am Start (-: Nach einem kurzen Frühstück hatte der Dicke (Duo-Discus – Doppelsitzer mit ca. 700kg Abfluggewicht) gegen 08:00 Uhr den ersten Schlepp, danach ASW 20 und ASW 24. Der Anfang war etwas schleppend, aber nach kurzer Zeit hatten wir die 2.000 MSL überschritten und sind zum Praded vorgeflogen. Da waren schon sieben Segelflieger aus Krnov am Kurbeln, also hinein in den kreisenden Bienenhaufen. Björn und Denni versuchten es etwas später, aber der Dicke war zu tief, hatte nur Saufen und wäre nicht mehr über den Hügel nach Jesenik gekommen, also blieb ihm nur der Ablug nach Krnov zur Zwischenlandung. Die Wartezeit wurde mit einem Kaffee überbrückt und kurze Zeit später hatte der Schlepper die beiden wieder am Haken und gegen 11:00 Uhr es ging zurück in die Welle. Heute konnte man auch versuchen etwas weiter zu fliegen, aber die tragende Linie nach Nordwesten zu finden war schwer. Solch ein Versuch wurde Uwe Schlenker (Vater von Felix) zum Verhängnis und gegen 13:30 Uhr war er auf der Außenlandewiese in Bukovice gelandet. Kurz danach hatte ich auch mal einen Absetzer und konnte den Praded von unten fotografieren, aber zum Glück hatte ich vorher die tragenden Linien erflogen und nach weiteren 4 km hatte ich in der Talmitte 2 m/s Steigen und war wieder im Rennen. Gegen 15:00 Uhr sind wir einer nach dem anderen gelandet und nach dem Abrüsten haben wir noch A9 vom Acker in Bukovice geholt, dabei verlief alles problemlos.In Summe waren Duo Discus XT, ASW 24 und ASW 20 heute ca. 17 Stunden in der Luft und haben ca. 550 Streckenkilometer zurüch gelegt. Mal schauen wie es bläst…

Tag 10: Heute morgen gab es wieder ein Early Bird, d.h. 05:30 Uhr klingelt der Wecker und wir waren auf das Wetter gespannt … Es hatte ziemlich stark geblasen, unsere Kiefer vor dem Fenster schlug die ganze Nacht gegen das Haus und Gehörschutz war unser bester Freund. Nach dem ersten Wetter Guck waren wir etwas ernüchternd, weil der starke Wind nur bis 1.500 MSL blies und darüber war nichts los, d.h. keine Welle nur Rodeoritt im Rotor. Wir entschieden uns erstmal abzuwarten, frühstücken und schauen was die Anderen machen. Nach anfänglichem Zögern wagte sich der erste in die Welle und es war interessant anzusehen, wie ein Schleppzug mit 50 km/h über Grund oder gefühlt manchmal auf der Stelle zu stehen sich in die erste Welle kämpfte. Nach einer Stunde kamen die ersten zurück und wir entschieden uns für Heute am Boden zu bleiben. Da Holli am Mittwoch wieder Arbeiten muss entschied er sich Heute zurück nach Mölln zu fahren, sein Fazit: hat Spaß gemacht und nächstes Jahr würde er gern die lange Welle abfliegen. Von Gestern noch ein paar Bilder von Holli mit LL von der Nasenkamera des Dicken aus gemacht (Duo Discus XT). Darüber hinaus ein paar Bilder von der Infrastruktur in Jesenik oder einer intressanten Übernachtungsalternative der gehobenen Klasse. Die Recidenze U Jezera liegt nur 5 km vom Platz entfernt und ist ein richtig uriges Häuschen im Blockhausstil mit guter Küche, Kamin, Weinauswahl, Sauna, … sowie gut ausgestatteten Zimmern. Am Platz kostet das Bett mit Selbstverpflegung ca. 11 Euro und in der Recidenze kostet das Bett mit Frühstück ca. 22 Euro. Jedenfalls waren die Hirschmedallions mit Bratkartoffeln sehr lecker. Für Morgen sieht die Vorhersage wieder gut aus…

Tag 11: Heute sind wir erst um 07:00 Uhr aufgestanden, weil gestern Abend noch der Wetterfrosch Carsten Lindemann in Mikulovice eintraf und nach seiner Aussage sollte es erst ab 10:00 Uhr gute Bedingungen geben. Allerdings blieben die Tschechen davon unbeeindruckt und haben gestern Abend bis 22:00 Uhr im Scheinwerferlicht ihrer Flugzeuge aufgerüstet. Die besseren Bedingungen haben heute ca. 45 Segelflugzeuge an den Start gelockt und am Ende war es besser, zumindest konnte man etwas auf Strecke fliegen. Allerdings waren die blauen Bedingungen schwierig, weil die tragende Linie unter diesen Bedingungen zu finden war – mal mehr mal weniger erfolgreich. Nach meinem ersten Rückflug von Wielka Sowa, ca. 80 km von Mikulovice entfernt, habe ich die tragende Linie nicht ganz so gut getroffen und musste am Krepnik in 1.100 MSL in den Rotor einsteigen. Der Einflug war ganz spannend, weil vorher ging es runter wie S… und anschließend mit 5 m/s nach oben, aber nicht laminar, sondern Rodeo mit vollen Ruderauschlägen. Wenn das nicht funktioniert hätte, dann wäre ich die 5 km zur Außenlandewiese nach Bukovice geflogen. Nach dem ich wieder Höhe getankt hatte bin ich weiter zum Praded geflogen und später noch mal einen zweiten Versuch in den Nordwesten. Das klappte ganz gut und am Ende bin ich gegen den Sonnenuntergang geflogen und war ca. 15 Min. vor Sonnenuntergang zurück am Platz. Für Morgen ist auch Welle angesagt, aber vermutlich wieder nur im unteren Stockwerk bis 3.000 MSL (Meter über Meereshöhe)…

Tag 12: Gestern Morgen war der Wind ziemlich stürmisch und der angeschlagene Windsack hatte den Rest bekommen und war davon geflogen. Wir haben ihn schließlich auf dem Acker wieder einfangen können und er diente uns als spaßiger Fliegerfanschal. Die ersten F-Schlepps am Morgen waren gleichfalls schwierig und die Schlepppiloten hatten nach vier Schlepps erstmal die Nase voll, weil der starke Wind quer zur Bahn stand und die turbulenten Böen das Landen ziemlich erschwerten.

 

Das erste Mal, dass die Schlepper in Mikulovice fürsorglich eine Pause einlegten, also zwei Stunden verlängertes Frühstück. Allerdings wollte danach auch nicht so richtig Fahrt aufkommen, weil der Schlepp und die erste Welle immer noch ziemlich bockig waren. Gegen Mittag gab es einen Schlepp, welcher vom Start aus schon recht zappelig aussah. Beim Einflug in den zweiten Rotor gab es wohl den entscheidenden Belastungstest und das Seil quittierte den Dienst und der Segelflieger landet in Flugplatznähe auf dem Acker. Ich hatte auch nicht mehr so wirklich Lust, weil mich eine Erkältung langsam außer Gefecht setzte. Am Dienstag hatte ich noch den Druckausgleich hinbekommen, aber Mittwoch waren die Ohren zu und damit war das Fliegen zu Ende. Die Aussichten für Heute sahen auch nicht so gut aus, deshalb hatten ich wir uns gestern am späten Nachmittag für die Rückfahrt entschieden. Allerdings habe ich gerade Mal in den OLC geschaut und die Polen waren heute auf 7.000 MSL. Nun, mit der Erkältung wäre da für mich heute nichts drin gewesen, aber mein Bruder Björn hätte noch fliegen können. Da ruf ich heute besser nicht mehr an (-: Nächstes Jahr gibt es auch wieder Welle und vielleicht ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort und kann die wirkliche lange Welle fliegen, mit schönen sichtbaren Rotoren und Lentis. Dieses Jahr war die Welle nur blau und es gab kaum Rotorwolken und nur einmal einen kleinen Lenti zu sehen. In jedemfall macht es rießigen Spaß in der Welle zu fliegen und die Flugsaison mit Welle kann bis kurz vor Weihnachten dauern. Lust bekommen? Wave Camp Jesenik ENDE.