Schnuppern beim LSV Grambeker Heide – Bericht eines Schuppereres

Segelfliegen – und selbst am Steuerknüppel sitzen – ein Erlebnis!

Ich habe mich beim LSV Grambeker Heide über homepage zu einem Schnupperwochenende angemeldet, um endlich nicht nur im hinteren Teil eines Flugzeuges zu sitzen (das erlebe ich jede Woche mehrfach), sondern alles selbst in die Hand nehmen zu können. Die Anmeldung ging super schnell und problemlos! Einfach per eMail mitteilen, wann es losgehen soll und dann vom Hausarzt die Bescheinigung besorgen, dass aus ärztlicher Sicht nichts gegen ein solches Erlebnis spricht. Innerhalb weniger Stunden kam die Bestätigung vom Verein, dass alles klappen wird und ich mich an dem betreffenden Samstag bis 10:00 Uhrauf dem Platz einfinden möge. Dort angekommen wurde ich von allen sehr nett aufgenommen und begrüßt. Zusammen mit mir waren noch 3 weitere Schnupperer dabei. Nach einer kurzen Vorstellung haben wir rasch den Anmeldebogen abgegeben und fanden uns Minuten später mit einem Becher Kaffee in der Hand zwischen unserem Fluglehrer Mario und den „normalen“ Flugschülern wieder. Das Briefing, wie der Tag ablaufen wird, war schnell erledigt, aber keineswegs oberflächlich. In welcher Reihenfolge soll geflogen werden, wer soll was machen (Prüfungen, aber dazu komme ich später noch) und der Hinweis, dass die Flugschüler uns mit einweisen sollen. Somit haben selbst diese schon Verantwortung auf dem Platz ohne Murren und wie selbstverständlich übernommen. Schon folgten wir unserem Fluglehrer Mario über den Platz. Als erstes kamen die Verhaltensregeln, wer wann wie und wo den Platz betreten darf bzw. bestimmte Flächen natürlich nicht betreten darf. Schließlich herrscht dort ein reger Flugbetrieb mit Windenstarts. Mario hat uns deutlich gemacht, wo wir unsere Augen haben müssen und worauf wir achten müssen, damit nichts passiert. Ach ja: Wer fliegen will, muss eine Kappe aufhaben! Und das ist nicht nur mit der Sonneneinstrahlung begründet!

Dann ging es auch schon an die Flugzeuge. Alle mussten mit anpacken und sie aus der Halle holen. Auch wir Schnupperer wurden eingebunden und uns wurde gesagt und gezeigt, wie und wo man anfassen muss. Zusammen mit den Schülern, die uns Neulingen immer mal wieder zeigen mussten, worauf wir zu achten haben – und davon gibt es Einiges – haben wir die Vorflugkontrolle durchgeführt. Im Hintergrund hat Fluglehrer Mario darauf geachtet, dass nichts vergessen wird und zwischendurch das eine oder andere ergänzt. Wir hatten das Glück, dass wir als Schnupperer die ersten Starts machen durften – die Flugschüler haben sich ohne Murren hinten angestellt – obwohl sie vor uns da waren! Also als erstes Probesitzen in der ASK 21, unserer Schulungsmaschine. Einstellen der Pedale für das Seitenruder, Sitzschale bei dem einen rein und bei dem anderen raus und nicht zu vergessen: Die Haube soll sich schließen lassen, ohne dass der Kopf anschlägt.

Und dann ging es ganz schnell:

Die ersten Seile wurden gebracht. Die Flugschüler haben uns gezeigt, welches der beiden Seile als erstes genommen werden soll (hat etwas mit der Windrichtung zu tun!), bei dem anderen rasch den Seilschirm ausgeklinkt, die richtige „Sollbruchstelle“ verwendet und dann ging es ab. Mit angelegtem Fallschirm saß ich im Flieger und bin die ersten Checks durchgegangen. Kabinenhaube ist geschlossen und verriegelt, ich bin fest angeschnallt, die Klappen sind eingefahren und verriegelt, der Höhenmesser ist eingestellt, die Ruder sind auf Gängigkeit geprüft, die Start- und Landebahn ist frei, es kann eingeklinkt werden. Gelben Knopf ziehen, auf Kommando wieder loslassen, einer der Flugschüler hebt die Fläche an und das Seil wird von der Winde angezogen. Ab ging die Luzzie! Mit 100 km/h dem Himmel entgegen. Als Schnupperer immer die Hände und Füße mit dabei. Alles selber fühlen und auf das hören, was Mario von hinten zuruft. Vorhalten, Knüppel an den Bauch, jetzt nachlassen – knack – das Seil ist allein ausgeklinkt. Drei Mal von Hand nachklinken und es trat Ruhe ein. Knapp 350 Meter haben wir erreicht. Aber die Ruhe währte nur ganz kurz, dann kam die Zeit von Mario: Flieg‘ mal gerade aus, zieh‘ mal, drück‘ mal, jetzt machen wir mal einen Kreis links herum. Jetzt mehr Seitenruder… Und alles durfte ich selbst machen. Natürlich habe ich gespürt, dass Mario von hinten mitgesteuert hat, aber ich hatte das Gefühl, ich durfte schon sehr viel allein machen.

Während des Fliegens hat Mario die anderen Segelflugzeuge immer vor mir gesehen – natürlich hat er mehr Routine darin! Viel zu schnell waren wir schon wieder an der Position in 200 Meter Höhe und haben mit der Landeeinteilung begonnen. Damit die „Untengebliebenen“ und die anderen fliegenden Piloten wissen, dass wir landen werden, eine kurze Info per Funk an den Flugleiter: „Grambek Boden – die 03 kommt zur Landung“. Ganz sauber und stur den Queranflug und den Landeanflug mit konstanter Geschwindigkeit durchgezogen – die linke Hand an den Klappen und schon waren wir über die Bäume hinweg und musste vorsichtig abfangen. Aufsetzen, leicht aus der Bahn rollen (es wollen noch andere landen und starten) und der erste Flug war leider schon Geschichte. Aber: Ich bin geflogen. Unbeschreiblich tolles feeling!

Und damit es sich auch richtig einbrennt, ging es gleich wieder an den Start. Ohne Ohren hätte ich im Kreis gegrinst. Und das Beste daran: Es ging uns allen so! Wir Schnupperer haben alle diese tolle Erfahrung gemacht. Keiner kam traurig, ängstlich oder geschockt aus der Maschine. Alle wollten wieder ran an’s Seil. Aber wir wollten und mussten natürlich auch die Flugschüler mal wieder fliegen lassen. Und so wie sie uns geholfen haben, haben wir Ihnen natürlich auch geholfen. Also haben wir die Seile entgegen genommen, die Sollbruchstelle kontrolliert, eingeklinkt und haben an der Fläche die erforderlichen Zeichen für den Start gegeben. Segelfliegen ist ein Teamsport, bei dem jeder nur zusammen mit dem anderen etwas schaffen kann. Alleine kommt keiner in die Luft!

Die Gruppe der Flugschüler (es sind nicht nur Jugendliche!) und auch die „alten, erfahrenen“ Piloten mit Schein haben uns super nett und freundlich aufgenommen. Nie hatten wir das Gefühl, dass wir „nur“ Schnupperer waren. Wann immer eine Frage aufkam, wurde sie sofort beantwortet. Wo immer eine helfende Hand gebraucht wurde, kam sie von alleine, ohne Bitte. Jeder achtet auf jeden und darauf, dass nichts passiert!

Abends haben wir dann noch die Segelflugzeuge gewaschen (unglaublich, wie viele Fliegen und Mücken daran klebten) und die Halle mit eingeräumt, denn auch das gehört zum Segelfliegen dazu. Wie auch die Rituale unter den Segelfliegern: Ein Flugschüler hatte am Vormittag seine „C“ geflogen und bestanden. Also standen wir zusammen mit allen anderen Piloten um ihn herum und durften sein „Hinterteil thermik-tauglich“ klopfen und ihm gratulieren (Segelflieger wissen, was damit gemeint ist!). An dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch!

Mein Resümee: Ein grandioser Sport, der auch schon Jugendlichen Verantwortung beibringt. Ein traumhaftes Gelände, das von oben betrachtet natürlich viel besser aussieht, als vom Boden aus. Und Vereinsmitglieder die jeden, auch wenn er Anfänger ist, sehr nett und freundlich aufnehmen. Und dann noch die Fluglehrer, die einem das Fliegen mit Humor aber auch der nötigen Beharrlichkeit beibringen!

Wer am Überlegen sein sollte, ob oder ob nicht: Nicht nachdenken! Anmelden, hinfahren, einsteigen und losfliegen – es lohnt sich wirklich!

Und an alle, die ich da auf dem Platz getroffen habe – vielen Dank – es war toll!